Dieser Aufsatz ist eine Ergänzung zu meiner „Summa summarum“, der sich mit dem Tod des „Christus“ genannten Mannes beschäftigt und sowohl auf ihn als auch auf Maria Magdalena und Judas, den „Verräter“, ein anderes als das gewöhnliche Licht wirft.

 

Leseprobe: Die siegreiche christliche Kirche hat sie wie bereits gesagt zu einer lebenslangen Büßerin gemacht, die in einer Höhle irgendwo in Südfrankreich als Einsiedlerin gelebt habe und bis zu ihrem Hinscheiden von Engeln mit Hostien ernährt worden sei. Wahr daran kann nur sein, dass man sie weggesperrt hat, um ihre ketzerischen Reden nicht länger hören zu müssen, und sie verhungern ließ in ihrem von jedem menschlichen Kontakt abgeschnittenen Kerker. So manchem Christen ist „die jungfräuliche Gottesmutter Maria“ erschienen und auch ihr Sprössling, „der Herr Jesus“, aber die ihm viel näher als seine Mutter stehende Frau ist keinem von ihnen erschienen. Von den Kirchenmännern wurde der Eindruck erweckt, als müsste die aus ihrem Heiligen-Katalog nicht mehr zu entfernende und ihnen stets etwas peinliche Mirjam noch immer ihre früheren Sünden bereuen; dabei war sie nie eine gewöhnliche sondern eine heilige Hure schon vor ihrer Begegnung mit dem „Heiland“, eine Vertraute der Lilith, eine Heilerin, die nicht nur verwöhnte Fürstensöhne bediente, sondern sich auch an Bettler und Krüppel verschenkte – wie hätte sie sonst dem Jehoschua ebenbürtig sein können? Nur mit schlecht verborgenem Widerwillen haben die Jünger sie zur Kenntnis genommen, und und die ihnen nachfolgenden Christen haben sie als eine ihrem zum Götzen gemachten Jesus weit unterlegene Person hingestellt.

        Versetzen wir uns in die Situation, in der sich die Jünger in dem Augenblick befanden, da die Mirjam zu ihnen vordrang und ihnen vom leeren Grab und von ihrer Begegnung mit Jehoschua erzählte. Bevor sie die Schlösser und Riegel, hinter denen sie sich verbarrikadiert hatten aus Angst um ihr Leben, öffneten und sie herein ließen, da waren sie in einer extrem verzweifelten Lage. Sie hatten sozusagen mit ihrem höchsten Einsatz auf das falsche Pferd gewettet und  alles verloren. Verreckt wie der letzte Verbrecher war ihr Jesus tatsächlich und unbestreitbar, das erwartete Wunder seiner Sebstoffenbarung als Instrument des allmächtigen Gottes war ausgeblieben, und sein in ihren Augen vollkommen sinnloser Tod hat sie in dumpfes Grübeln gebracht. Dann hatten die Farisäer also doch Recht gehabt mit ihrer Behauptung, dieser Jesus sei ein von einem bösen Geist Besessener gewesen – und hatten ihn nicht sogar seine nächsten Verwandten, die ihn doch kennen mussten, für meschugäh erklärt? Bei genauer und nüchterner Betrachtung war ihr Rabbi schon immer etwas sonderbar, ja befremdlich gewesen; und in der letzten Zeit hatte er sich in immer unverständlicheren Reden ergangen, um sich dann darüber zu beklagen, nicht verstanden zu werden, und sich immer mehr zurückzuziehen vor ihnen. Den Petrus hatte er sogar einen Satan genannt und ihn in barschem Ton aufgefordert, von ihm zu weichen!  

Eine große Ratlosigkeit hatte sich ihrer bemächtigt, nirgends war ein Ausweg in Sicht und die Stimmung war suizidal. Als die Mirjam ihre Rede beendet hatte, glaubten sie ihr kein Wort, diese Frau war ihrer Meinung nach ja schon immer überspannt und hysterisch gewesen, und so erklärten sie sie jetzt ganz offen für verrückt und schickten sie fort, weil sie ihre Gegenwart nicht länger ertrugen. Nach einem betretenen und immer unerträglicher werdenden Schweigen ergriff Petrus das Wort und sagte: Aus dieser Sache lässt sich was machen.

 

 

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