Dies ist eine Exegese von Leviticus (3.Buch Moses), Kapitel 13, Verse 1-37. Ich kam durch Zufall auf diesen Text, der beim Lesen in der Übersetzung jeglicher menschlichen Erfahrung und Logik widerspricht, so daß er auch meistens übergangen zu werden pflegt. Frei von der christlichen Kirchendogmatik und frei auch von der jüdischen Überlieferung, indem die Wörter und Sätze in ihrer ganzen und oft in sich selber konträren Fülle von Lesarten in Betracht kommen, entfaltet sich wie von selber die Darstellung der Dynamik nicht einer Hautkrankheit, sondern der Krankheit des Menschen-Bewußtseins und ihrer möglichen Heilung. Der vorgelegte Band ist Fragment, weil die Ausführungen über den „Aussatz“ noch den Rest des 13. und das ganze 14. Kapitel umfassen, doch ich weiß nicht, wann und ob ich die Fortsetzung schreibe, ich kann es nur hoffen. Die bisher gefundenen Ergebnisse aber, die auch auf andere Stellen der Schrift ein neues Licht werfen, halte ich für lesenswert. Als Probe wird auf das Gleichnis von den Zehn Jungfrauen verwiesen, das endlich eine stimmige Deutung erfährt.

 

Leseprobe:

 

    Tote homoiothäsetai hä Basileja ton Uranon Deka Parthenois, haitines labusai tas Lampadas heauton exelthon ejis Hypantäsin tu Nymphiu - "Alsdann ist das Königreich der Himmel Zehn Jungfrauen ähnlich, welche ihre Lampen empfingen und nun in das Entgegenkommen des Bräutigams hinaus gehen" - Pente de ex auton äsan morai kai Pente phronimoi  - "Fünfe aber von ihnen waren stumpfsinnig und Fünfe einsichtig" - hai gar Morai labusai tas Lampadas auton uk elabon meth´ heauton Elajon - "denn die Stumpfsinnigen empfingen zwar ihre Lampen, aber das Öl mit diesen zusammen empfingen sie nicht" - hai de Phronimoi elabon Elajon en tois Angejiois meta ton Lampadon heauton - "die Einsichtigen aber empfingen das Öl in ihren Gefäßen mit ihren Lampen zusammen" - chronizontos de tu Nymphiu enystaxan Pasai kai ekatheudon - "weil der Bräutigam aber säumte, wurden sie Alle schläfrig und nickten ein" - Mesäs tu Nyktos Kraugä gegonen: Idu ho Nymphios, exerchesthe ejis Apantäsin autu - "um Mitternacht aber entstand ein Geschrei: der Bräutigam ist da, kommt heraus in seine Begegnung!" - tote ägerthäsan Pasai hai Parthenoi ekejinai kai ekosmäsan tas Lampadas heauton - "so erwachten sie Alle, jene Jungfrauen, und brachten ihre Lampen in Ordnung" - hai de Morai tais Phronimois ejipan: dote hämin ek tu Elaju hymon, hoti hai Lampadas hämon sbennyntai - "die Stumpfsinnigen aber zu den Einsichtigen sprachen: gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen erlöschen" - apekrithäsan de hai Phronimoi legusai: mäpote u mä arkesä hämin kai hymin, poreuesthe mallon pros tus Polluntas kai agorasate heautais - "da antworteten die Einsichtigen und sagten: niemals! denn es reicht nicht für uns und für euch! geht lieber hin zu den Händlern und kauft euch!" - aperchomenon de auton agorasai älthen ho Nymphios, kai hai Hetoimoi ejiselthon met´ autu ejis tus Gamus kai eklejisthä hä Thyra - "während sie aber weggingen, um zu kaufen, da kam der Bräutigam, und die Bereiten gingen mit ihm zusammen in die Hochzeiten hinein, und die Türe wurde geschlossen" - hysteron de erchontai kai hai loipai Parthenoi legusai: Kyrie Kyrie, anoixon hämin - "zuletzt aber kamen auch die übrigen Jungfrauen und sagten: Herr, Herr! öffne uns!" - ho de apokrithejis ejpen: Amän lego hymin, uk oida hymas - "er aber antwortete ihnen und sprach: wahrhaftig, ich sage euch: ich kenne euch nicht!" (Matth. 25,1-12)

 Die fünf "Klugen" Jungfrauen haben sich also nicht sehr "christlich" gegen ihre fünf "Dummen" Doppelgängerinnen benommen, was ihnen aber der "Herr", der hier der "Bräutigam" genannt wird, nicht weiter verübelt, sondern mit einer jeden von ihnen feiert er jetzt unverzüglich die Hochzeit - denn Gamos, die geschlechtliche Vereinigung, aus der Neues Leben hervorsprießt, steht hier im Plural! Also macht dieses Gleichnis nur für sich genommen überhaupt keinen Sinn (wie alle anderen Gleichnisse auch) - denn wer sollte der Mann sein, der fünf Jungfrauen gleichzeitig begattet, und wer sollten die fünf anderen Jungfrauen sein, von denen er behauptet, sie gar nicht zu kennen? Das Verständnis für diese Rede Jesu erschließt sich aus dem Schlußsatz, den er dem Gleichnis hinzufügt: grägorejite un, hoti uk oidate tän Hämeran ude tän Horan - "erwachet also (werdet euch dessen bewußt), daß ihr weder den Tag kennt noch die Stunde" (Matth. 25,13). Damit ist sicherlich der Tag und die Stunde unseres Todes gemeint. Und was für den individuellen Tod jedes einzelnen Menschen Gültigkeit hat, das gilt auch für den kollektiven Tod ganzer Kulturen und Völker und Arten: der Tod ist immer identisch mit dem Kommen des "Herrn", denn erst in seinem Tode begegnet das (kleinere oder größere) sterbliche Wesen wieder ganz dem Wesen des Seins. Als Sterbliche und als Sterbende gleichsam müssen wir die Worte aus dem Mund Jesu anhören, wenn ihr Sinn sich uns erschließen soll. Er selbst war ein Sterbender schon zu der Zeit, da er sie sprach, und auch er kannte den Tag und die Stunde noch nicht genau, war sich aber bewußt, daß er umgebracht werden sollte. Und er entfloh nicht seinen Häschern, sondern sprach freimütig täglich im Tempel, diese ganze Woche hindurch vor seiner Hinrichtung...

 

 

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