In circa zehn Jahren entstanden ist dieses Werk mein bisher größtes. Es folgt den 22 Zeichen des hebräischen Alfabets bis in die feinsten Verästelungen ihrer Symbolik und bietet eine schier unerschöpfliche Fülle von Geschichten, Gedanken und Anregungen, die jeden, der sich darauf einlassen kann, bereichert und verwandelt. Höhepunkt ist eine Wort für Wort Deutung des „Sünden-falles“ (oder besser der „Sündenfalle“) mit einer neuen und überaus erstaunlichen Auflösung der damit gegebenen Rätsel. Nur für Wagemutige, die sich vor der „Umwertung der Werte“ nicht scheuen!

 

Leseprobe:

 

    Nach diesem Ausflug in die Vier Welten jenseits von Eden - der ein wenig länger ausfiel als geplant, da die Exegese sie vernachlässigt so gänzlich bei uns - fährt der zweite Schöpfungsbericht fort: wa´jikach Jehowuah Älohim äth ha´Adam wajanichehu weGan Edän le´owdah uleschomrah - "und es ergriff das Wesen der Götter das Du-Wunder des Menschen und ließ zur Ruhe ihn kommen im Garten der Wonne, um ihr zu dienen und sie zu bewahren". Zuvor schon hat es geheißen: wa´jita Jehwouah Älohim Gan be´Edän miKädäm wajassäm scham äth ha´Adam aschär jozar - "und es pflanzte das Wesen der Götter einen Garten in die Wonne der Vorzeit und stellte dort hinein das Du-Wunder des Menschen, das es glückseelig gestaltet". Aber erst jetzt, nachdem es ihn durch die Vier Welten geführt hat, die aus dem Einen entspringen, kann er darin zur Ruhe auch kommen und seinen hohen Auftrag empfangen, nämlich der Wonne der Wollust zu dienen und sie zu bewahren.

    Und dann heißt es weiter: wa´jezaw Jehowuah Älohim al ha´Adam lemor mikol Ez haGan achol thochel ume´Ez haDa´ath Tow waRa lo thochal mimänu ki be´Jom achalcha mimänu moth thamuth - was wörtlich auch so übersetzt werden muß: "und es gab das Wesen der Götter eine Empfehlung den Menschen betreffend, indem es sagte: vom All-Baum des Gartens essend magst du essen und vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, nicht vermagst du zu essen von seinem Anteil, denn am Tag, da du issest von seinem Anteil, sterbend magst du dann sterben." So ist also vom Baum der Erkenntnis durchaus zu essen erlaubt, jedoch nur in der Verbindung mit dem All-Baum des Gartens - wird aber diese Verbindung gelöst, dann erweist sich dessen Frucht als tödliches Gift. Aber der Mensch, an den diese rätselhafte Anweisung ergeht - die ja auch sehr leicht zu mißversteh´n ist, wie sich  bald zeigt - wagt es nicht, den "Herrn der Götter" nach dem Sinn seiner Rede zu fragen, und ein Gespräch zwischen Gott und Mensch, nach dem sich doch beide so sehnen, kommt nicht in Gang.

    Das mag daran liegen, daß der Mensch da noch nicht wirklich den Garten der Wonne verlassen und dem Einen Strom, der sich in die Vier Prinzipien zerteilt, nur nachgeschaut hatte, ohne sich aber von seiner Stelle zu rühren - weshalb er auch aus dem Wunder der Mitte des Gartens und der Einheit der zwei Bäume darin, dem des Lebens und dem der Erkenntnis des Guten und Bösen, die im Verhältnis von Eins und Vier stehen, nicht schlau werden konnte. Wir aber nun, die wir doch schon aus dem Garten der Wonne Vertriebene sind, dürfen jetzt fragen, was es mit diesem Gebot auf sich hat, das so heillose Verwirrung hervorrief, daß wir noch heutzutag´ an ihr leiden.

    Die gewöhnliche Manier versteht die Situation so, daß ein übermächtiges Wesen seiner Kreatur sagt, sie dürfe sich von allem ernähren, nur von einem einzigen nicht, und wenn sie das Verbotene täte, würde sie tot sein - ermordet von dem Gesetzgeber. Ein solches Verständnis erzeugt durch Todesangst erzwung´nen Gehorsam vor einem nicht in Frage stellbaren Tyrannen, was dem Wesen des Göttlichen Seins mißfallen muß. Denn sein Auftrag, der Wonne zu dienen und sie zu bewahren, könnte ja in einer solchen Haltung nie ausgeführt werden. Und dieser Göttliche Auftrag verlangt in sich selbst schon die Unterscheidung von Gut und Böse, also das Essen vom Baum der Erkenntnis im Zusammenhang mit ihm, und gut ist es, ihn zu erfüllen, böse aber, ihn zu mißachten und über die Wonne verfügen und herrschen zu wollen - weil sie vor so etwas flieht.

    Dahin zielt auch Jesu Empfehlung: Estai  de ho Logo hymon nai nai, u u  - to de perisson tuton ek tu Ponäru estin - "eure Rede sei aber: Ja Ja, Nein, Nein! - was darüber hinausgeht ist von Übel". Das Ja und das Nein sind doppelt zu sprechen, weil sie der Überprüfung standhalten müssen, und das können sie nur, wenn die Unterscheidung des zu bejahenden Guten und des zu verneinenden Schlechten wirklich durchgeführt wird. Und wenn dies der Fall ist, dann kann das Bejahte nicht nachträglich wieder verneint und das Verneinte nicht wieder bejaht sein. Und wir sind befreit von der Ambivalenz, die dahin führt, das "Höchste Gut" (das Summum Bonum) zu verderben und das abzulehnende Abscheuliche zu legitimieren. Mehr als deren Unterschied brauchen wir nicht, um glückseelig zu werden, und darum ist alles, was darüber hinausgeht, von Übel.

    Das verstehen wir erlebend erst dann, wenn ganz uns ergeift die Bewegung, die der "Herr der Götter" - und ihr Fall in das Unglück - an uns vollzieht. Wa´jossäm schom äth ha´Adam - "und dorthinein (in den Garten der Wonne) setzte er das Du-Wunder des Menschen" - so hieß es bevor der Eine Strom und die Vier Ströme erschienen, dann aber: wa´jikach Jehowuah Älohim äth ha´Adam wa´janichehu weGan Edän le´owdah uleschomrah - "und es ergriff das Unglück der Götter das Du-Wunder des Menschen, und es beruhigte ihn im Garten der Wollust, um ihr zu dienen und sie zu bewahren". Das erste ist Ssim (300-10-40), "Setzen, Stellen und Legen", und relativ statisch, das zweite und dritte Lakach (30-100-8) und Heniach (5-50-10-8), "Fassen, Nehmen, Ergreifen, Entrücken" und "zur Ruhe kommen lassen, Beruhigen", voller Dynamik.

     Heniach heißt aber auch "Legen, Hinlegen und in Ruhe Lassen, Ablassen, Zurücklassen, Zulassen, Erlauben", so daß gesagt werden muß: "und der Herr-Gott entrückte den Menschen und erlaubte ihm im Garten die Wonne, sie zu bedienen und sie zu bewahren". Und dem fügt er dann die Empfehlung hinzu, Gut und Böse niemals isoliert und losgelöst, sondern immer nur in Bezug darauf zu verstehen!

     Edän (70-4-50), die "Wonne", ist die Verschmelzung von Ed (70-4) und Dan (4-50), vom "Zeugen" und dem "Gericht", und wir sahen schon, daß dieser Zeuge bestechlich nicht ist und niemals eines Meineides fähig. Daher ist seine Aussage schon das Gericht und das Urteil, ob er nun die Wonne der Wohllust bezeugt oder deren gänzliches Fehlen. Und im Hören und Gehorchen seiner Aussage ist mehr Wohltat als in dem Überhören und Ausschalten-Wollen seiner Person. Wenn wir nach einer Instanz in unserer Wirklichkeit suchen, die solche Eigenschaft hat, dann finden wir "nur" unseren Leib - und ob und wie er die Wonne der Wollust empfindet ist frei von unseren Idealen davon. Wollen wir sie erleben, dann haben wir uns auf ihn einzustimmen und nicht er auf uns, denn sein Gesetz ist viel älter als das von uns gemachte...

 

 

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