Die Maria Magdalena sollte ursprünglich meine Reihe Huren der Bibel beschließen, nun aber kommt sie in die Mitte zu stehen zwischen den drei schon besungenen (Lilith, Dinah und Thamar) und den drei noch zu besingenden (Rachaw, Gomär und Bath-Schäwa). Der vorliegende Text wurde geschrieben im Februar/März 2006 und hat mir eine Erholung gewährt von der Arbeit an den Krankengeschichten, die aus bestimmten Gründen erst viel viel später, vielleicht in 100 Jahren veröffentlicht werden. 

 

 

Leseprobe:

 

Um mich verständlich zu machen, möchte ich an das erste der Gebote erinnern, das Fundament aller anderen, ohne das sie in die Sinn- und Haltlosigkeit stürzen: wajikach Jehowuah Älohim äth ha´Odam wajanichehu weGan Edän lawodah ul´schmorah – und es ergriff der Er ist das Unglück der Götter das Du-Wunder des Ich-Gleichen und ließ zur Ruhe ihn kommen im Garten der Wonne (der Wollust), damit er ihr diene und sie bewahre (Gen. 2,15). Und das gleich darauf folgende Gebot, das auch als Angebot und Empfehlung zu verstehen ist, denn „der Herr der Götter“ erzwingt nichts, ist aus demselben Geist wie das erste geboren, denn der Wonne und der Wollust ist nicht gedient, wenn der Allbaum des Lebens vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen abgetrennt wird und ein rassistisches Verständnis einsetzt, selbst wenn sich dieses auf die gesamte menschliche Rasse bezieht. Genauso wenig dient es der Wonne, wenn die Landschaften mit babylonischen Türmen und Sendemasten übersät werden, und die einseitig auf ihren Vorteil bedachten Erbauer werden selbst krank davon. Die Wonne erfordert viel unberührte und wilde Natur und eine auf die Schwingung des Ganzen eingestimmte Durchdringung mit menschlichen Wegen, und das gilt genauso wie für die äussere auch für die innere Natur.

Ein sogenannter Egoist hasst sich selber, da er sich das Beste missgönnt, das Durchströmtwerden von der Liebe, die universell ist. Und ein Mensch, der sich selbst liebt, kommt gar nicht umhin, auch seinen Nächsten zu lieben, denn sonst schneidet er sich selbst ab von dem Baum, der auch ihn als ein Zweiglein hervorwachsen lässt. Ein Mensch jedoch, der sich leiten lässt von seiner Sehnsucht nach Edän, die uns „der Herrgott“ zutiefst in die Seele gepflanzt hat, kann niemals ein Vergewaltiger sein, da er weiss, dass jeder Zwang die Wonne nur mindert und schließlich verscheucht. Und selbst in ihrer subtilsten Gestalt, als heimlich gehegte Absicht, die eigene Lust zu erreichen, ist die Gewalt das beste aller Mittel, das Ziel zu verfehlen.  

Das allererste Gebot wurde deshalb vergessen, weil es vor der Zweiteilung des Menschen in Mann und Frau erlassen wurde, bei welcher der Adam in einen Tiefschlaf versetzt worden ist. Und nachher war es dann zu einer Verwirrung über den Sinn des zweiten Gebotes gekommen, den Baum in der Mitte des Gartens betreffend (mehr dazu im letzten Band meiner Zeichen). Aus der ursprünglichen Einheit von Mann und Frau müssen wir es also erinnern, und immer dort, wo sich zwei Gegenpole in ihrer gemeinsamen Herkunft erkennen, findet die Heilige Hochzeit statt, die Conjunctio oppositorum. Und wenn sie permanent ist, sind wir im Garten der Wonne zur Ruhe gekommen und der Herr der Götter mit uns, der zugleich ihr Unglück ist und ihr Fall, denn auch der Gegensatz von Schöpfer und Geschöpf ist aufzuheben.

 

 

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