Dies ist die Fortsetzung der „Abfallprodukte“ und der „Weinlese“, eine Art Tagebuch in lyrisch-poetischer Fassung mit drei Prosastücken

 

Leseprobe:

 

    Wir kauerten uns an den Rand dieses letzten Abgrundes und blickten hinab. Für uns war er unauslotbar, undurchdringlich und unüberwindlich, unüberbrückbar das Nichts. Wiederum ergriff uns Verzweiflung, dieses Mal aber total. Und Durst und Hunger, die wir schon nicht mehr empfunden hatten, fielen mit voller Wucht in uns hinein, das Kind schrie und schrie, und ich konnte es nicht mehr beruhigen und trösten. Die Kraft verloren wir beide, und über ein Schluchzen und Wimmern breitete sich furchtbar ein tödliches Schweigen. Da begann ein Zittern im Raume, das sich steigerte bis zum Erschüttern, der Erde Beben durchlief uns in heftigen Wellen, und alle die Schrecken, die wir bis dahin durchlebten, waren nichts im Vergleich zu diesem Entsetzen. Um ihm zu entkommen, nahm ich Bin-du in die Arme, und wir sprangen hinein, um ein Ende zu finden.

    Aber die Schwingen des Großen Adlers fingen uns auf, und er trug uns hinüber, sein Auge durchdrang diese Nacht, sein Flug war wie der Pfeil des Göttlichen Schützen. Und wieder geschah die Verwandlung: ich selber wurde zum Adler, ich selber barg meine Brut. Und im Jenseits erhob sich ein mächtiger Berg, sein Schnee und sein Eis erglänzten in gleißendem Licht, schon der Anblick nahm uns den Atem. Voller Ehrfurcht kniete ich nieder und entließ meinen Sohn auf den Boden, aus dem sich der riesige Gipfel erhob. Und aus dem Herzen des mächtigen Berges erscholl ein Klopfen, das ich vernahm in meinem innersten Leibe – wie aus dem Herzen, welches zerspringt...

 

 

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