In einem einzigen Zuge und ohne Vor- und Nachwort, innerhalb von vierzehn Tagen habe ich dieses dritte Stück aus der Reihe geschrieben, und es verließ meine Werkstatt am 29.11.2004.

Leseprobe:

Hineingeflochten in die Geschichte des von seinen Brüdern als Sklave nach Mizrajm (Ägypten) verkauften Jossef ist die von Jehudah, der sich von seiner Sippe absetzt und wie Jossef hinabsteigt. Der letzte Vers des 37. Kapitels des „Ersten Buch Moses“ lautet: w´haM´donim mochru otho äl Mizrajm l´Fotifar Ss´riss Par´oh Ssar haTabochim – „und die Midjaniter verkauften ihn zu Ägypten an Potifar, Eunuch des Farao, Anführer der Schlächter.“ Und der erste Vers des 39. Kapitels beginnt so: w´Jossef hurad Mizrajmah wajik´nehu Potifar Ss´riss Par´oh Ssar haTabochim – „und Jossef wurde hinuntergebracht nach Ägypten, und es erwarb ihn Potifar, Eunuch des Farao, Anführer der Schlächter“. Und zwischen diese dasselbe beschreibenden Sätze ist im 38. Kapitel die Geschichte von Jehudah geschaltet, die anhebt mit den Worten: waj´hi ba´Eth haHi wa´järäd Jehudah me´eth Ächajo wajet ad Isch Adulami uSch´mo Chiroh – „und es geschah um die selbige Zeit, und hinweg von seinen Brüdern stieg Jehudah hinab, und er bog ab zu einem Mann, einem Adulamiter, und dessen Name war Chiroh.“

Nicht einmal die Reisezeit von K´na´an (Kanaan) nach Mizrajm hinab dauert die drei Generationen umfassende Geschichte von Jehudah, seinen Söhnen und Enkeln, denn Jossef ist bei ihrem Anfang bereits an seinem Ziel angekommen. Von Potifar, einem Kastraten des dortigen Herrschers, ist er schon käuflich erworben, als Jehudah sich auf seinen Weg macht. Und der Abstieg ist für beide zugleich auch ein eigenartiger Zugang zu Frauen. Nachdem Jehudah eine anonym bleibende Frau aus K´na´an zu sich genommen hatte, die ihm drei Söhne gebar, und zwei davon verstorben waren und auch sie selbst, kommt es zur Begegnung von Jehudah, dem Witwer, mit Thamar, der zwiefachen Witwe, denn die beiden verstorbenen Söhne von Jehudah waren mit ihr verheiratet gewesen, ohne dass sie von ihnen empfangen hatte. Und der dritte wurde ihr vorenthalten aus der Furcht seines Vaters, auch er könnte in ihren Armen versterben. Zum Schluss gebiert aber die Thamar, die hinterlistig und als Hure verkleidet den Jehudah verführte, die Zwillinge Päräz und Särach von ihm, der ihr Großvater hätte sein können.

Der zeitliche Widerspruch zwischen der Geschichte des Jossef und der des Jehudah, zwischen der Kürze der ersteren an dieser Stelle und der Länge der letzteren an derselben, lässt sich mit unserem Zeitbegriff auf keine Weise aufheben. Mag man sie als ein Produkt der orientalischen Erzählkunst ansehen, so ist doch ihr Rätsel damit nicht gelöst. Und ich werde hier keine Erklärung erfinden, vielleicht wird uns eine im Miterleben geschenkt, doch nur so Gott will. Nur das Eine ist jetzt schon klar: wenn wir die Geschichte von Jehudah erfahren, so haben wir sie alle Zeit auf dem Hintergrund des Verkaufes von Jossef zu sehen. Folglich müssen wir zuerst rekapitulieren und einen Blick dorthin werfen, wo der Verkauf konzipiert und ausgeführt wird.

 

 

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