Die „Glossen zur Geschichte“ habe ich im Frühling des Jahres 2007 fertiggestellt, und sie dienen dazu, das Lügengespinst, das die Sieger über unsere Vergangenheit gelegt haben, um auch unsere Gegenwart und unsere Zukunft zu vernebeln, endlich zu zerreissen und die schmerzliche, aber befreiende Wahrheit zu sehen.

 

Leseprobe:

Das Absprechen der Menschenwürde des Feindes in äus-seren oder inneren Kriegen als Voraussetzung seiner Beschädigung hat eine unausbleibliche und daher fatal zu nennende Folge. Um ihn zu betrügen, muss ich mich zuvor selber betrogen haben, und schon die Vorstellung, er sei kein Mensch im ächten Sinne, ist Illusion, Selbstbetrug; und um ihn foltern und töten zu können, muss ich das Mitgefühl für ihn in mir abgetötet und jedes Aufkeimen desselben zertreten haben, denn sonst wäre ich dazu nicht fähig. Wer sich aber eine Moral konstruiert hat, mit der er die Würdigen und Unwürdigen, die Reinen und Unreinen oder die Guten und Bösen glaubt unterscheiden und trennen zu können, damit er im Namen des scheinbar Guten befugt ist, das Böse zu bekämpfen oder gar ganz auszurotten, den verfolgen die Geister auf doppelte Weise. Alle von einem solchen Tyrannen misshandelten und unterworfenen Opfer werden an ihn nicht mit Wohlwollen denken, sondern ihn verfluchen und hassen, und ihren Gedankenwellen kann er sich nicht entziehen. Das ist die äussere Seite, die von der inneren ergänzt wird: schon im selben Moment, wo einer einen anderen verletzt, hintergeht, verleumdet oder für tot erklärt („der ist für mich gestorben“), verletzt er sich selbst, sein eigenes inneres Wesen, auch dann wenn er, um diese Tatsache aus der Wahrnehmung zu drängen, pausenlos neue Opfer verbraucht und sich an ihrer Qual und Angst weidet.

Es gibt eine „Goldene Regel“, die allen Religionen zugrunde liegt und besagt: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“; und darin ist die Nächstenliebe mit der Feindesliebe vereint, denn es ist völlig ohne Bedeutung, wer dieser andere ist und ob er zum eigenen Clan gehört oder nicht. Die „Goldene Regel“ ist in Wahrheit ein nicht von Menschen gemachtes Gesetz, sondern ein in ihn geprägtes, und er kann es nur übertönen, aber niemals ungültig machen. Im Alten Indien hieß der Satz: „Tat twam asi – Das bist du“, und die Zusammengehörigkeit, ja Identität von Atman und Brahman, der einzelnen und der Weltseele wurde behauptet. In der Thorah spricht der „Herr“ in seiner Eigenschaft als Bewohner aller Seelen den Satz: „Ani Ani Hu – Ich, Ich bin (auch) Er (und/oder Sie)“, und im Evangelium hören wir von Christus als der Weltseele den Satz: „Was du dem Geringsten meiner Brüder antust, das tust du mir an“ – und damit deinem innersten Kern.

 

 

 

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