Mehr als dass dies wieder ein Pionierwerk ist und ein Kleinod dazu, will ich nicht sagen.

Leseprobe:

Hiermit lege ich meine „Aforismen zur Grammatik des Alten Hebräisch“ vor, einen Text, der inhaltlich alles darbietet, was nötig ist, um zu lesen im Original die Heiligen Schriften. Seit vielen Jahren schwebte mir so etwas vor wie eine „Geistliche Grammatik“, die bisher noch niemand schrieb, und „Aforismen“ dazu habe ich meine Beiträge genannt, weil sie nicht systematisch und erschöpfend sind, sondern anregend. Meine Darstellung unterscheidet sich in mehrerer Hinsicht von den bisher erschienenen Bearbeitungen desselben Stoffes. An erster Stelle steht die Zugänglichkeit, die es jedem Willigen erlaubt, sich relativ rasch zurechtzufinden, ohne sich durch einen Wust von überflüssigen und nur für Spezialisten vielleicht interessanten Ausführungen hindurchquälen zu müssen. Das Hebräisch der „Bibel“ ist eine eher einfache und archaische Sprache, die Studenten der Theologie sind aber froh, wenn sie den nötigen Schein erhalten haben, um die lästigen Aus- und Eindrücke so bald wie möglich ganz zu vergessen. Der Verhau von Stacheldrähten um die Schönheit dieser Sprache herum dient der Abschreckung nicht nur der „Laien“, sondern auch der „Professionellen“, denn wenn sie sie liebten, wären sie ausser Stande, zu den Dogmatikern zu werden, zu denen sie ihre Amtskirchen bestimmen.

Die Tatsache, dass die 22 Buchstaben des hebräsichen Alfabetes als Zahlzeichen fungierten, wird den Theologen ganz vorenthalten, und wenn sie doch davon gehört haben sollten, tun sie es ab als „Aberglauben“ und „Mystizismus“ – unreflektiert und ihren Erziehern zuliebe. Hier werden dagegen alle Lettern als Zahlen geschrieben (wie in meinen anderen Schriften in der Richtung unserer Schreibweise von links nach rechts, im Original ist sie umgekehrt von rechts nach links). Das hebt die elementare Bedeutung der Zahlen hervor und dient dem leichteren Zugang. Wer zu den Zeichen die Zahlen kennt, der kann mühelos wechseln von dieser Grammatik zum Originaltext, das „Zahlenlexikon“ als Hilfe benutzen und bald wohl auch das noch zu schreibende und nach den Wortstämmen geordnete Vokabularium, zu welchem ich schon einen Anlauf gemacht habe, der mich dann aber erst einmal zur „Juden-Frage“ geführt hat. 

Meine Absicht war es, den Stoff nicht als totes Material zu behandeln, sondern den Geist der Sprache zu hören, wodurch die Lektüre zu einer geistlich ernährenden wird, auch wenn ich dies hier nur ansatzweise darstellen konnte. Mein Hauptanliegen ist aber, und das habe ich mehrfach kenntlich gemacht, die Tatsache endlich wieder ernst zu nehmen, dass die Schrift des Alten Hebräisch eine reine Konsonanten-Schrift ist, die Vokale also nicht geschrieben werden und jedes Wort von daher verschieden vokalisiert werden und in Folge dessen verschiedene Bedeutungen annehmen kann. Für sehr lange Zeit haben die so genannten „Massoreten“ mit ihrem Punktations-System eine einzige Lesart fixiert, und ein Text ohne ihre Punkte für die Vokale ist kaum noch erhältlich. Weil ihr System auch die Grammatiken und Wörterbücher erfasst hat, wird jeder Interessierte auf es treffen, weshalb ich es hier wiedergebe: ...

Wenn wir dies wissen, dann können wir die Lesart der Massoreten verstehen, aber Passul, das heisst „ein Götzendienst“, wäre unsere Bemühung, blieben wir dabei stehen. Die Bibel ist das Buch des Lebens und kennt genauso viele und überraschend verschiedene Lesarten wie dieses Leben selber, das bei eindeutig und dogmatisch erzwungener Spielart abstirbt. Deswegen müssen wir uns das Korsett der Punkte wegdenken und alle Möglichkeiten berücksichtigen, die ausserdem noch in Betracht kommen, sodass eine Zwei- und Vieldeutigkeit da ist, die den nicht verwirrt, sondern heilt, der ihre Glieder aufeinander bezieht und ihrem lebendigen Zusammenwirken nachsinnt

 

 

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